Ihr Lieben, wie ihr anhand der Überschrift schon unschwer erkennen könnt, bin ich ein Gegner der kommerziellen Handaufzucht. Ich selber besitze 2, die ich in einem Abstand von 2 Monaten erworben habe. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir herzlich wenig Gedanken darüber gemacht, was eine komerzielle Handaufzucht für die Eltern, die Kleinen und vorallem für ihr zukünftiges Leben für Folgen haben kann.
Sicher ich kann den Wunsch nach zutraulichen Mitbewohnern absolut verstehen, doch seien wir mal ganz ehrlich ist es fair sich diese Zutraulichkeit, die allein auf Fehlprägung basiert zu erkaufen, ungeachtet der Konsequenzen für die kleinen Wesen, anstatt sie sich selbst zu erarbeiten? Bei der kommerziellen HAZ werden die Küken spätestens in einem Alter von 2-3 Wochen den Eltern entrissen. Ein gravierendes Erlebnis sowohl für die Eltern, als auch für die Küken, die bis dahin stets im Schutz des Nistkastens, dicht an ihre Geschwister gekuschelt und liebevoll von den Elterntieren umsorgt, gelebt haben. Wie würden wir uns fühlen, wenn man uns unsere Kinder entreißt? Fortab müssen die Kleinen meist allein in einer Brutbox oder einer Plastikschüssel leben, einzige Lichtblicke des Tages und Gesellschaft bedeuten, durch den Menschen gefüttert zu werden. Dabei müssen gerade die sozialen Kompetenzen von den Eltern erlernt werden, und auch die Küken untereinander lernen spielerisch was es heißt ein richtiger Wellensittich zu sein.
Wie negativ sich die Handaufzucht auf einen Wellensittich auswirken kann, würde ich euch gern einmal am Beispiel meiner Henne Küki verdeutlichen. Sie ist noch ein wirklich "harmloser" Fall, wenn man bedenkt wie schwerwiegend gestört manch andere Handaufzuchten sind. Mit Amy hatte ich ja keinerlei Schwierigkeiten, sowohl bei der Integration in die Gruppe, wie auch später als ich sie zur Zucht ansetzte. Sie hat sich relativ schnell von uns abgewendet und glücklicherweise ihre Artgenossen vorgezogen. Küki hingegen war da wirklich ein schwieriger Fall. Der erste Abend im Wellizimmer schien super zu verlaufen, sie rief nach ihren Artgenossen und beobachtete das muntere Treiben. Jedoch wurde schnell klar, das sie in keinster Weise wusste, wie man sich als Wellensittich verhält.
Freundlich gesinnte Annäherungsversuche vergrätzte sie, und auch sonst saß sie eigentlich immer mutterseelen allein irgendwo herum und schaute recht unglücklich aus. Anfangs schienen ihre einzigen Lichtblicke, unsere Aufenthalte im Wellizimmer zu sein, und sie forderte vehement ihre Krauleinheiten und Spielstunden. Aber das wir nicht 24 Stunden am Tag da waren, schien in ihr große Frustration auszulösen, und somit war es eigentlich nicht verwunderlich, das sie sich auch von uns abwendete, bissig und sehr garstig wurde. Es tat uns wirklich in der Seele weh sie immer nur allein dahocken zu sehen. Doch wir gaben die Hoffnung nie auf. Eines Tages, es dauerte sicher weit über 1 Jahr, da bändelte Herbie mit ihr an, habe sie sogar einmal beim Puschel erwischt. In der Hoffnung ihre Bindung etwas zu festigen und ihre natürlichen Instinke zu erwecken, setzte ich sie zusammen mit einem erfahrenen Paar zur Brut an. Tatsächlich legte Küki 4 Eier, von denen das erste leider sofort verspeist wurde, 2 waren unbefruchtet und aus einem schlüpfte mein kleiner Mr. X.
Leider wusste Küki so garnichts mit dem kleinen, vehement um Futter bettelnden Nackedei anzufangen. Statt das Kleine zu füttern, huderte sie lediglich. Dies Drama hörte ich mir bis in die frühen Morgenstunden an (hatte in meinem Sessel sitzend Wache gehalten im Wellizimmer). Ich hätte gewiss auch länger als 8 Stunden warten müssen, doch da ich auch noch etwas Schlaf brauchte, ehe ich zur Arbeit musste, habe ich mir ein Herz gefasst und den Zwerg bei Tiffany untergelegt, die sich als super Amme entpuppte. Nach nicht mal 5 Minuten war Mr. X ruhig und hatte einen prall gefüllten Kropf. Ich wollte das einzige Küken von Herbie und Küki einfach nicht verlieren. Nun hatte der kleine Mann wenigstens den Vorteil mit Geschwistern aufzuwachsen. Herbie und Küki entließ ich am folgenden Tag wieder in den Schwarm. Glücklicherweise sind die beiden immer noch ein Paar, und meine einst so unglückliche kleine Küki scheint nun endlich ihren Frieden mit Artgenossen geschlossen zu haben.