Nachdem immer mehr kleine befiederte Freunde ins Haus geflattert kamen, war es dann im Sommer 2013 endlich soweit. Nach monatelangen gründlichen Recherchen hatte ich endlich den Mut gefasst ein ganz besonderes Wellipaar aus meinem Hottentottenschwarm zum 1. Mal zur Zucht anzusetzen. Erst hatte ich zwar Lolly und Lennox geplant, doch diese schienen nicht sonderlich interessiert an einer Brut zu sein. Dafür machten mir Amy und Mr. Tscheep mehr und mehr deutlich das sie unbedingt wollten. Wie verrückt wurde das Wellizimmer nach Höhlen und Nistmöglichkeiten abgesucht. Amy ist eine Handaufzucht, daher hatte ich einerseits Bedenken was die Aufzucht eigener Jungen betrifft, doch andererseits zeigte sie in meinem Schwarm wirklich tolle soziale Kompetenzen, die mich zuletzt dann dazu bewogen ihr eine Chance zu geben. Tja und was soll ich sagen ich wurde nicht enttäuscht.
Ehe ich mich versah begann sie nach wenigen Tagen bereits fleißig mit dem Eier legen. Pünktlich konnte ich von da an jeden 2. Tag ein neues Ei im Kasten vorfinden. 7
Eier umfasste ihr 1. Gelge, wenngleich es mit dem Bonga-Bonga machen anfangs noch nicht so klappte, denn die ersten 3 waren allesamt unbefruchtet, dafür aber die letzten 4 aus denen wunderschöne
zutrauliche und liebe kleine Hottentottenküken hervorgegangen sind.
Für "Zahmheit" bzw. Zutraulichkeit wie ich es lieber nenne, gibt es kein Patentrezept so leid es mir tut. Jeder Züchter handhabt es auf seine Weise. Ich für meinen Teil habe, sobald die kleinen langsam Federn bekamen, sie immer bei der täglichen Niskastenkontrolle und Säuberung in die Hand genommen und mich von Tag zu Tag mehr mit ihnen beschäftigt. Solang die Kleinen noch nicht voll befiedert sind darf man sie auf keinen Fall zu lange außerhalb des Kastens haben. Mit zunehmendem Alter konnten die Spiel-u. Vertrauensaufbauzeiten verlängert werden. So lernen die Kleinen das ihnen vor der menschlichen Hand keine Gefahr droht. Ich habe auch stets alle Küken gemeinsam draußen gehabt, gemeinsam ist man ja bekanntlich doppelt so mutig ;-). Lediglich abends wenn ich die Homepage gemacht habe, durfte immer abwechselnd eines in meinen Schal eingekuschelt bei mir sitzen und zusehen.
Bis hier ist natürlich alles noch ganz einfach, die Zwerge können ja noch nicht wegfliegen. Dies ändert sich jedoch mit dem Flüggewerden. Erst jetzt beginnt die
wirkliche "Arbeit" für mich. Bei Welensittich-Küken ist es nicht anders als bei uns Menschen, alles muss erkundet werden und das gesamte Umfeld erscheint ersteinmal viel interessanter als die
olle Federlose *lach* Kein Problem da lasse ich sie auch gewähren, biete aber immer wieder Hirse aus der Hand an und versuche auch so sie mit meinen Fingern zum Spielen aufzufordern. Jedes Tier
hat seinen individuellen Charakter, das sollte man akzeptieren, manch ein Welli wird sicher auch nie zutraulich, doch dann sollte man ihn auch gewähren lassen. Der eine braucht länger um den
Menschen wieder interessant zu finden, der andere weniger.
Teilweise dachte ich auch, herrje wie soll das bloß klappen, doch dann siehe da wie durch ein Wunder kamen sie dann von ganz allein wieder und eben das ist doch der
größte Vertrauensbeweis. Ein Tier das von sich aus den Kontakt zum Menschen sucht ist doch das Schönste überhaupt. Schließlich sind es keine dressierten Zirkustiere, das sollte man sich stets vor
Augen halten, Wellensittiche sind von Natur aus eigentlich Fluchttiere. Ich persönlich halte daher auch nichts davon Wellensittiche "nestjung" bzw vor 8 Wochen abzugeben. Warum wohl sind sie in
dem Alter noch so "zahm"? Das ist die typische Kükenzahmheit die schneller verfliegen kann als einem lieb ist. Außerdem sollten die Kleinen die Möglichkeit bekommen hier von ihren Eltern und
Artgenossen das richtige Sozialverhalten zu erlernen. Ich selber konnte hier gut beobachten wie meine Kleinsten, obgleich sie schon flügge waren, des nachts doch noch immer den Schutz und die
wohlige Wärme des Nistkastens und der dort schon wieder brütenden Mutter aufgesucht haben.
Koloniebrut mache ich hier nicht, da es mir persönlich zu gefährlich ist und ich an jedem meiner Schützlinge hänge. Es sind Familienmitglieder und ebenso werden sie
auch behandelt. Zudem findet meine Wellensittich-Hobby-Zucht nur in einem sehr kleinen und liebevollen Rahmen aus. Ich möchte einfach weiterhin Freude daran haben und für die Zwergis auch
genügend Zeit aufbringen können. Das Wohl meiner Wellis ist hier vorrangig. Voraussichtlich werde ich auch nur im Frühjahr und Sommer 1-2 Paare zur Brut ansetzen wenn es zeitlich passt. Küken am
laufenden Band wird es nicht geben, schließlich soll ja auch für jedes kleine Hottentotten-Küken ein geeignetes Zuhause gefunden werden. Wenn ich es nicht schaffe alle Flauschis zu vermitteln,
bleiben sie natürlich ersteinmal bei mir, sicher kommt dabei dann der ein oder andere Taschenwelli dabei raus, ihr dürft auch diese dann gern anfragen ;-) Manch einer sucht ja gewiss mal
einen Ersatzwelli der nicht zu jung ist und nur Flausen im Kopf hat. Ich hoffe ich konnte euch meine Hobby-Wellensittich-Zucht hier etwas näher bringen, bei Fragen stehe ich euch gern zur
Verfügung.
Eure Nadine